Donnerstag, 3. Oktober 2013

Kaugummi Falim - dein Fitnessstudio für den Mund

Als ich gestern so über den Taksim-Platz spazierte, gelüstete es mich auf einmal nach einem Kaugummi.
Leider war kein Supermarkt in der Nähe und es war auch schon zu spät, um überhaupt noch einen offenen Großmarkt zu finden.
So ergab ich mich dem Schicksal und betrat einen der unzähligen Läden, die den Taksim-Platz säumen.
Da ich ja in keinster Weise der türkischen Sprache mächtig bin, war es in der Vergangenheit wohl schon des Öfteren vorgekommen, dass ich zur zuckerhaltigen Kaumasse griff.

In diesem Fall erspähte ich aber aber eine Packung mit dem Namen Falim. Darauf war ein Minzblatt und auch ein lächelnder weißer Zahn mit weißem Schirm auf roten Hintergrund abgebildet.
Ich dachte mir: "Sowas kann doch natürlich nur zuckerfrei sein. Gerade wenn doch der Zahn auch noch ein Grinsen aufsetzt!"
50 Kurus in den Wind gesetzt und schon konnte ich mich diesem zügellosen Vergnügen aus Kauen und Schmatzen hingeben.
Was mir nun aber als Erstes auffiel, war die unglaubliche Geschmacksneutralität dieses Kaugummis. Normalerweise explodiert ja der Mund förmlich. Das künstliche Aroma bringt den Gaumen sofort zum glühen.
Nun, hier war etwas anderes am Gange. War es das falsche Geschäft gewesen und hatte ich mir vielleicht einen Industriegummi gekauft?
Der Kaugummi schmeckte einfach nach nichts.
In etwa ist das so sich vorstellen: Man knatscht den ganzen Tag auf einem Kaugummi herum und am Abend liegt man ihn auf den Bettkasten, um am darauffolgenden Morgen das Leckerli wieder in den Mund zu stecken. Dies macht der Kaugummi-Gourmet aber alles nicht nur einmal, sondern übt dies mit der selben Kaumasse über Tage, Wochen, Monate oder vielleicht auch Jahre.
Am Ende ist die perfekte Geschmacksintensität von Falim erreicht.
Vielleicht sollte ich nun doch nicht so ganz hart mit dem Kaugummi ins Gericht ziehen. Bildete ich es mir ein oder spürte ich gelegentlich einen Ansatz von Geschmack?
Zusätzlich war er von einer dermaßen vortrefflicher Härte, dass es den Mund förmlich herausforderte, überhaupt das Ding komfortabel für den Schlund zu machen.
Falim sollte daher ganz klar, den Fokus auf Leute legen, die neben ihrem täglichen Gang ins Fitnessstudio auch noch ihrem Mund ein intensives Workout angedeihen lassen wollen.
Vielleicht sollte sie auf ihrer Webseite, wenn vorhanden, Trainingspläne wie folgt ausgeben:

Montag: Eine Stunde linke Mundhälfte, eine Stunde rechte Mundhälfte
Dienstag: Ruhetag
Mittwoch: Drei Falims auf die Zunge legen und "Gewichte stemmen"
Donnerstag: Ruhetag
Freitag: Falim unter die Zunge stecken und versuchen in so klein wie möglich zu machen. Natürlich drei Sätze!
Samstag: Ruhetag
Sonntag: Zehn Packungen Falim hinunterschlucken! Wer es ohne Probleme verdaut und nicht stirbt, hat es geschafft und darf unter tosendem Applaus aller Falimangestellter sich auf den Falim Walk of Fame eintragen lassen!

Ich habe es dann aber doch vorgezogen, den Kaugummi in aller Ruhe zu genießen. Nach einiger Zeit kann man Blasen bilden. Auch ein großes Erfolgserlebnis!
Nachdem ich jetzt diese Zeilen über den Falim geschrieben habe, bekomme ich doch einen "Guster" auf ihn und muss wir wohl oder übel wieder einen Falim genehmigen!

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