Freitag, 27. September 2013

Ankündigung: Blogserie zu schönen Laufstrecken in der ganzen Welt!

Eigentlich sollte ich nun langsam das kleine Blogprojekt in die Tat umsetzen, welche mir schon seit längerer Zeit im Kopf herumschwirrt. Es geht um verschiedene Laufstrecken "around the world", die ich näher beschreiben will.
In den nächsten Monaten kann ich zwar erstmal nur türkische Streckenverläufe ausloten, aber da dieses "Projekt" ja eh auf längere Zeit hin laufen soll, bin ich diesbezüglich frohen Mutes: 
Es werden noch etliche Länder laufend erkundet ;).

Insgeheim hoffe ich natürlich auch, dass meine geschätzte Blogkollegin Ines ihre Läufe von Schweden hier kundtut. Die Landschaft im Hohen Norden soll ja ziemlich grandios sein.

Am heutigen Freitag geht es für zwei Tage nach Ephesos und ins wunderschöne Pamukkale.
Wenn mich die nächtliche Busfahrt nicht gänzlich zerstört, werde ich wohl nächste Woche mit der ersten Strecke aufwarten können :).
Ansonsten muss ich mich erst einmal mit Istanbul zufrieden geben. 

WG-Kollege Marc auf dem Taksimplatz in Istanbul





Dienstag, 24. September 2013

Laufen in Istanbul: Geeignet für lebensmüde Hindernisläufer

Mittlerweile bin ich vom Bosporus in meine Wohnung in der Nähe vom Taksim-Platz umgezogen.
Anfangs stand natürlich nun die Frage im Raum, wie ich überhaupt meine Kilometer zusammen bekommen kann.
Istanbul platzt ja bekanntlich aus allen Nähten und es kommt mir so vor als würde sich die ganze Stadtbevölkerung in den Straßen der Metropole aufhalten.

Das Fotos ist aber von der asiatischen Seite ;)


Von meiner Wohnung erreicht man in etwa zehn Minuten das Zentrum von Istanbul. Die Gehsteige sind aber meistens so mit Menschen überfüllt, dass man auf die Straßen ausweichen muss.
Eine sehr aufregende Sache, denn den Istanbulern ist es herzlich egal, ob und welche Verkehrsregeln gelten. Sie kurven kreuz und quer in Dreierreihen umher, die eigentlich nur für zwei Fahrzeuge ausgelegt sind.
Als Läufer muss man nun doch etwas aufpassen, um nicht gleich unter die Räder zu geraten. Ein drittes Auge am Rücken wäre somit von Vorteil. Leider ist das einem hohen Prozentsatz der Menschen nicht beschieden und so muss alle Daumen lang ein Blick nach Hinten geworfen werden.
Jetzt kann es natürlich vorkommen, dass gerade in so einem Moment, ein suizidaffines menschliches Hindernis sich dem Läufer in den Weg stellt.
In meiner kurzen Istanbuler-Laufkarriere kam ich somit schon viele Male in intensiven Hautkontakt mit der Stadtbevölkerung von Istanbul... eine eher schmerzhafte Erfahrung.

Als Läufer ist man hier auch ein Unikat. Bisher habe ich noch kaum Läufer gesehen.
Natürlich findet man sie in der Hafengegend. Dort tummeln sie sich gegen Abend oder zur frühen Morgenstunde. Am Morgen ist die Luft auch noch nicht so verpestet.
Abends kann man sich dann nach einem Lauf gleich an ein Beatmungsgerät hängen. Die Autos stoßen ihre Schadstoffe in Massen aus. Man kommt sich vor als würde man in einer altmodischen Lokomotive direkt an der Befeuerungstelle stehen. Ein unglaublich erfreuliches Erlebnis für die Lunge.

Trotzdem macht es irgendwie Spaß in der Innenstadt von Istanbul seine Runden zu drehen. Gegen Morgen ist die Fussgängerzone zwischen Taksim und dem Galataturm noch nicht mit Menschen überfüllt. Man muss bedenken, dass dies wirklich nur sehr selten am Tag der Fall ist. Alleine am Wochenende laufen dort bis zu vier Millionen Menschen durch die Straßen. Keine Chance ohne Unterbrechung dort durchzukommen.
Natürlich darf man sich davon verabschieden ohne Pause zu laufen. Irgendwann wird man gezwungen langsamer zu laufen oder gar stehen zu bleiben. Dies gilt alleine schon dem Selbsterhalt, denn der Kampf Mensch gegen Auto wird wohl nicht Ersterer gewinnen.
Es geht auch überall steil bergauf und gleichzeitig natürlich auch wieder hinab. So ist immer genügend unterschiedliche Belastung für den Körper gegeben -> Pluspunkt.
Dafür gibt's aber auch gleich den Abzug für durchgehenden Asphalt.
Ich habe zwar schon mal davon gehört, dass irgendwo auch Parks sind. Außer dem berühmten Gezi-Park ist mir aber noch nichts aufgefallen.
Diese grüne Oase inmitten dem Zentrum von Istanbul ist wirklich unglaublich klein.
Nach der ganzen Aufregung in den letzten Monaten habe ich mir dies auch etwas größer vorgestellt.

So, zurück zum Laufen: Die Leute schauen als wäre man ein Außerirdischer und man muss immer sehr genau auf den Verkehr achten. Die Alternative könnte sehr schmerzhaft werden.
Mir gefällt's, aber wie lange ist die Frage.
Ich werde mal nach Alternativrouten Ausschau halten und sofort davon natürlich wieder hier berichten.
Zuvor gibt's aber noch einen kleinen Einblick in das (billige) Fitnessstudio, dass ich hier in Istanbul aufgetrieben habe.



Montag, 16. September 2013

Fitnessstudios in Istanbul? Ja, aber viel zu teuer...

Die Suche nach einem Fitnesscenter gestaltet sich hier in Istanbul sehr schwierig.
Es gibt haufenweise Möglichkeiten, um beispielsweise in einem Hotel sein Programm zu absolvieren.
Dafür darf man dann aber auch an die 50 Lappen auf den Tisch legen.
Für einen Studenten eindeutig zuviel. Vor allem, wenn man hier auch noch einen Vertrag von sechs Monaten abschließen muss. Die komplette Zahlung ist natürlich sofort "Cash" zu zahlen.

Wie soll man nun seinen Körper trainieren, um nicht völlig aus den Fugen zu geraten?
Ich muss versuchen aus dieser Misere nun das Beste zu machen.

Mein Cousin hat mir einmal die App "You Are Your Own Gym" empfohlen.
Wie der Name der App schon verrät, braucht man keine Hilfsmittel. Wenn man es aber immer bisher gewohnt war, ein paar Übungen mit Hanteln und diversen anderen Dingen zu absolvieren, gestaltet sich das erstmal schwierig.
Auf meinem Trip nach Rom habe ich die App schon öfters ausprobiert. Hier muss ich aber sagen, dass ich nur die einzelnen Übungen gemacht habe und nie direkt das Workout-Programm.
In den nächsten Tagen will ich mir das aber mal näher anschauen.

Das zweite Problem liegt aber auch an der Größe der Wohnung.
Auf engsten Raum leben sechs Leute. Wenn man nun seine Übungen mit Tisch/Stuhl etc. machen will, braucht man Platz und das geht auf Ungunsten der anderen Mitbewohner.

Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Vielleicht finde ich noch eine billige Möglichkeit.
Laufen, was ja meine eigentliche Leidenschaft ist, kann in Istanbul zu einem gewissen Maße absolviert werden.
Es ähnelt zwar eher einem Hindernisparcour, aber dazu gibt es in einem weiteren Blogeintrag mehr.






Samstag, 14. September 2013

Seitenstechen mal anders!

Wenn man mal damit begonnen hat, das Laufen zu mögen, so ist es sehr schwer, seine Trainingseinheiten nur einmal ausfallen zu lassen.
So auch vor wenigen Tagen.

Auslandssemester gut und schön, aber der Lauf muss sein.
Problematisch war nur, dass der ganze Tag vollgepackt war mit den unterschiedlichsten Dingen.
Wohnungsuche stand auf der Tagesordnung!

Da das bei mir von zuhause nicht geklappt hat, muss ich jetzt hier diverse Wohnungen anschauen.
Dies fing am Anfang schon ganz gut an. Die Wohnung lag Irgendwo im Nirgendwo. Zusätzlich konnte der deutsche Mitbewohner die Türe nur schwerlich öffnen. Das Schloss war nicht geschmiert.
Dann kam dazu, dass auch noch der Strom ausfiel. Vielleicht hat ja der werte Vermieter die Rechnungen nicht bezahlt...
Die Wohnung liegt im zweiten Stock. Da die Unterkunft sich aber in einer Plattenbausiedlung befindet, bei der die Häuser so dicht beieinander stehen, dass kaum Sonnenlicht in die Wohnung fällt, ist ganztags Dämmerlicht dort angesagt.
Ehrlich gesagt: Die drei "Stefan's" sind sehr nett, aber es wäre nur die letzte Lösung.

Ich will aber nun wieder auf das eigentlich Thema zurückkommen: Man ist den ganzen Tag unterwegs, wird von der Dynamik dieser riesigen Stadt Istanbul förmlich erdrückt und am Schluss kommt noch der Zwang dazu, dass man seine müden Beine aus der Türe schwingt.
Natürlich konnte ich mir dem inneren Schweinehund nicht vollkommen ergeben und so ging es um 21:00 raus auf die Straßen.
Da meine derzeitige Behausung direkt am Bosporus liegt durfte ich durchwegs einen wunderschönen Blick auf die Meerenge genießen. Natürlich ist um 22:00 nicht mehr viel zu sehen, aber der Geruch ist da.
Die türkische Küche (... ein Traum, gerade wenn man Fleischesser ist) und der typische Geruch des Meeres: Seetang und Fisch!
Man kann sich nun streiten, ob dies ein angenehmes Bukett ist. Es erinnert aber immer an die typischen Sehnsüchte, die das Meer für einen bereithält: Unbekannte Welten, Abenteuer und natürlich eine wilde, ungezähmte Natur.
Nun... bei mir kam nun auch der Hunger dazu. Ich hatte, außer einem kleinen Snack am Mittagstisch, nichts zu mir genommen.
Da ich schon lange kein Essen mehr ausgefallen lassen habe, war das folgende Gefühl richtig interessant.
Ich bekam bei Kilometer Sieben Magenschmerzen. Etwa vergleichbar mit Seitenstechen.
Bis jetzt kannte ich dies aber nur vom "Essen bis zum Erbrechen". Hier war das Gegenteil der Fall.
Kommt es daher, weil mein Körper nun unbedingt Essen verlangt?
Keine Ahnung, da dürfen sich die Experten streiten.
Man darf mich steinigen, erschiessen oder auch erdrosseln, aber ich ging danach in einen Mc Donalds und verdrückte einen Hamburger + Pommes.
Welch eine Schande...



Donnerstag, 12. September 2013

Es herbstelt

Endlich bin ich in den Genuss gekommen, die Gorotex-Schuhe auf Herz und Nieren zu prüfen. Auch die neuen Herbstlaufklamotten werden nun endlich eingelaufen.

Es regnet aber es ist trotzdem angenehm draußen. Deswegen die perfekte Gelegenheit. Meine Laufstrecke führt mich durch Wald und über Wiesen. Ebenso geht es aber auch direkt am Strand der Ostsee entlang und deswegen zwischenzeitlich auch durch Sand.

Ich muss sagen, die Sohle ist wirklich sehr griffig und auch meine Füße bleiben während des ganzen 6 km Laufs trocken. Die neuen Sportklamotten sind praktisch mit gut sichtbaren Reflektoren ausgestattet, des weiteren schmiegen sie sich wie eine zweite Haut an den Körper. Am allerbesten ist aber obwohl die Klamotten leicht nass werden, werde ich selbst nicht nass. Es gibt nur einen leichten Kühlungseffekt. Durch die Textur und Struktur des Stoffes ist eine Art Regulation der Körpertemperatur möglich.


Freitag, 6. September 2013

Was ist die perfekte Ausrüstung für einen Pilger in wärmeren Regionen?

Ebenjene Frage haben wir an einem beschaulichen Nachmittag in der Nähe von Spoleto kritisch betrachtet.
So manches Gepäckstück war während der Reise einfach überflüssig geworden. Es gab einige Korrekturen zur ersten Ausrüstungsliste.

Hier will ich euch nun unsere "neue perfekte Ausrüstung" nicht vorenthalten. Vielleicht kann sie ja der ein oder andere motivierte Wandersmann irgendwann einmal brauchen:

  1. Rucksack: 
    • 28 - 35 Liter Fassungsvermögen
    • Die Trinkflasche sollte immer alleine greifbar sein. Nie sollte der Rucksack dafür vom Rücken genommen werden müssen.
    • evtl. Tragesystem
  2. Schlafsack:
    • Komfort-Temperatur: 15-20 Grad
  3. Isomatte:
    • Gewicht: ca. 300 g
    • Die Isomatte sollte außen am Rucksack angebracht werden
  4. Kleidung:
    • Zwei Unterhosen (Funktion)
    • Zwei T-Shirts (Funktion)
    • Zwei Wandersocken 
      • Ich habe tolle Erfahrung mit den Kompressionsocken von CEP machen dürfen
    • Wanderhose (Zipverschluss, zwei oder dreiteilig)
    • Freizeithose/Badehose für den Abend
    • Kopfbedeckung (Bandana, Hut etc.)
    • Regenjacke (Goretex)
    • Eingelaufene Wanderschuhe (70 Kilometer sollte man zuvor schon mit den Schuhen zurückgelegt haben)
    • Flip-Flops
  5. Hygiene:
    • Zahnbürste
    • Zahnpasta (Konzentrat bei mehreren Wochen)
    • 2 in 1 Duschgel (große Packung)
    • evtl. Rasierer
    • Rei in der Tube (große Packung)
    • Mikrofaserhandtuch
    • Tempos
    • Nagelschere
  6. Medizin:
    • Pflaster (Tapes zum abschneiden)
    • Verband (selbstklebend)
    • Compeed Blasenpflaster (alle Sorten)
    • Desinfektionsmittel (klein) | Antibiotika
    • Hirschtalk - Die Creme sollte schon in der Vorbereitungsphase ungefähr eine Woche zuvor großzügig am Morgen und am Abend an den Füßen aufgetragen werden.
    • Voltaren
    • Sonnencreme (Je nach Hauttyp, aber 50 ist ja nicht mehr soooooo teuer :) )
  7. Sonstiges:
    • Schweizer Taschenmesser - Folgende Funktionen reichen eigentlich: 
      • Messer
      • Flaschenöffner
      • Korkenzieher
    • Stirnlampe
    • Handy + Ladegerät
      • evtl. Fotoapparat (oder Handy nutzen)
    • Reiseführer (Je nach Bedarf, zugeschnitten)
    • Stift
    • Notizbuch (Moleskine)
Alles in Allem sollte es nie über sechs bis sieben Kilo hinausgehen. Alles darüber kann als Workoutpartner betrachtet werden ;).

Dienstag, 3. September 2013

Eine Pilgerreise nach Rom - Die Strecke

Anreise:

Zugfahrt ist möglich bis Forli. Zuvor muss man nur einmal in Bologna umsteigen. Von Forli geht es nun mit der Buslinie 127 in etwa 45 Minuten bis nach Dovadola.

Für 22 € bekamen wir beim ansässigen Pfarrer Don Alfeo einen Pilgerpass, Pläne für den Franziskusweg und auch eine Unterkunfsliste. Dazu kam noch eine Übernachtung in einem Mehrbettzimmer, welches wir mit nur zwei anderen Pilgern teilen mussten.

ACHTUNG: Wer Wert auf eine schöne Urkunde legt, sollte vor der Reise schon ein Antragsformular auf der Seite www.camminodiassisi.it ausfüllen und an collegium@camminodiassisi.it schicken.
Don Alfeo übergibt die Unterlagen in Dovadola, welche ich oben schon beschrieben habe. In Assisi kann man dann am Ende beim Portier die Urkunde "Assisiana" abholen. Wichtig dabei ist, dass man konsequent jeden Tag sich einen Stempel in den Pilgerpass geben lässt. Stempel sind überall in den Unterkünften und weitestgehend auch in den Lokalen zu haben. So will die Gemeinschaft sichergehen, dass der Pilger auch die Strecke zu Fuß gegangen ist. Natürlich gibt es da noch andere Mittel, aber der Weg ist das Ziel und in der Wanderung erlebt man dies halt viel besser als im Auto :).

1. Etappe: Dovadola - Portico di Romagna (34 Kilometer, 940 Höhenmeter)

Nach einer Nacht, die ich persönlich mit Hilfe von Ohropax in völliger Ruhe und Ungestörtheit erlebte, starteten wir um 05:30 zu unserem ersten Etappenziel. Mein geschätzter Begleiter Jürgen war anscheinend unartig gewesen, denn das liebe Sandmännchen kam die ganze Nacht hindurch nicht zu ihm. Vielleicht waren es aber auch die Schnarchlaute eines der beiden anderen Pilger, die Jürgen den verdienten Schlaf raubten. Der Schnarcher sägte und brodelte nur so vor sich hin. Als wäre ein ganzes Sägewerk in einer Person vereint.

Für unsere verweichlichten Beine hatte die erste Etappe schon ein paar ganz knifflige Stellen dabei.
So ging es kurz nach Dovadola erst einmal sehr steil den Berg hinauf. Die ganze heutige Strecke verlief vor allem auf naturbelassenen Pfaden. Gelegentlich mussten wir aber auf weitestgehend unbefahrenen Teerstraßen ausweichen.
Tipp: Orientieren kann man sich hier am Besten an den grünen Pfeilen, die durchweg den Weg beschreiben.

In Portico di Romagna hatten wir unser Ziel erreicht. In einer Herberge bekamen wir Kühlwasser einer Weinkaraffe von einem benachbarten Tisch geschenkt. Dazu erkaltete Reste des vergangenen Mittagessen. Sehr leckere Nudeln und auch einen fantastischen Eier/Käse-Auflauf.

Die Nacht verbrachten wir an einem kleinen Wasserfall. Dort konnten wir am Abend ungestört uns und die durchgeschwitzte Kleidung waschen.

2. Etappe: Portico d Romagna - Corniole (31 Kilometer, 1260 Höhenmeter)

Der heutige Tag stand eindeutig im Zeichen von Wassermangel gepaart mit relativ steilen Anstiegen.
Wir hatten zu wenig Wasser dabei und auf etwa 15 Kilometer war keine Wasserstelle zu finden. So mussten wir die Zähne zusammenbeißen und unseren beiden Trainingspartnern, die unerträglichen Sonne und die steilen Route, keck ins Gesicht lächeln.
In Corniole gab es eine tolle Unterkunft. Auf Spende beruhend konnte man in einem alten Bauernhaus sich zur Ruhe begeben.
Da wir die Hitze noch nicht gewöhnt waren, zweckentfremdeten wir die dort befindliche Kirche. Es war kühl dort und so nutzten wir den Raum für unsere nachmittäglichen Mußestunden.

3. Etappe: Corniole - Badia Prataglia (32 Kilometer, 1450 Höhenmeter)

Entlang des Kamms, welcher die Grenze zwischen der Emilia Romagna und der Toskana darstellt, gingen wir zum höchsten Punkt der Reise: Poggio Scali, mit 1530 Meter.
Auf beiden Seiten sieht man eine wunderschöne, fast gänzlich unberührte Natur. Die Bäume spendeten Schatten und es ging auch immer ein leichter Wind. Pure Erholung nach zwei anstrengenden Tagen.


4. Etappe: Badia Prataglia - Chiusi della Verna (23 Kilometer, 1100 Höhenmeter)

Es begann heute damit, dass wir uns schon nach wenigen Kilometern komplett verliefen. Es führte zwar immer noch auf einem Pfad entlang, aber die Markierungen waren nicht mehr zu sehen. Irgendwann war aus dem Weg eine Autobahn für Tiere geworden. Überall sah man die Spuren der Wildschweine, die sich durch den Schlamm gewälzt hatten. Wir entschieden uns mit schwerem Herzen den Rückzug anzutreten.
Am Nachmittag erreichten wir La Verna. Eines der ersten größeren Pilgerziele unserer Wanderung. Franz von Assisi nutze diesen Ort lange Zeit als seine Wirkungsstätte. Man spürt in den umgrenzenden Wäldern förmlich, warum Assisi und seine Brüder dort die Kraft herausschöpfen konnten, welche sie für ihre Taten benötigten. Hohe Laubbäume gepaart mit viel Fels. Wunderschön.

5. Etappe: Chiusi della Verna - Caprese Michelangelo (ca. 16 Kilometer, 250 Höhenmeter)

Geburtshaus von Michelangelo
In nur kurzer Zeit erreichten wir heute Caprese Michelangelo. Der Name könnte einen Indiz auf den berühmten Sohn des Ortes geben. Ja richtig, hier wurde Michelangelo Buonarroti geboren. Man kann heute noch sein Geburtshaus besichtigen. Mehrere Nachbildungen seiner Werke und ebenjene Gebäude seiner Kindheit sind in einem Museumskomplex ausgestellt.
Unser heutiges Domizil war ein etwa 1 1/2 Kilometer außerhalb von Caprese Michelangelo gelegenes Haus. Für je zwölf Euro bekam man ein Zweibettzimmer. Es gab sogar eine eigene Dusche im benachbarten Raum. Alles war sehr sauber und gepflegt.

6. Etappe: Caprese Michelangelo - Sansepolcro (ca. 29 Kilometer, 310 Höhenmeter)

Wie immer ging der Wecker heute um 03:45. Die Wunden wurden verbunden und eine halbe Stunde später ging es wieder los. Die Suche nach einer Unterkunft gestaltete sich in Sansepolcro sehr schwierig. Die eigentliche Herberge war ausgebucht und so mussten wir den Stadtkern verlassen. Etwa einen Kilometer weiter draußen befand sich die Kirche "St. Joseph". Der dortige Pfarrer bot für sieben Euro ganz saubere Mehrbettunterkünfte.
Dort trafen wir auf Lugiano. Der ambitionierte Ultraläufer hatte in nur drei Tagen die Strecke zurückgelegt, für die wir sechs Tage benötigten.

7. Etappe: Sansepolcro - Citta di Castella (32 Kilometer, 720 Höhenmeter)

Nach einigen Umwegen kamen wir bei Morgengrauen im Kloster Montecasale an. Jürgen fütterte zwei Hunde mit Wurststückchen und so wurden diese "Wachhunde" zu ganz braven Schosshündchen. Wir wollten unbedingt in den Klosterinnenhof und das war nur möglich, indem Jürgen die Tiere mit Wurstware bestoch.

Citta di Castella hat eine wunderschöne Kathedrale. Dort findet sich auch der berühmte "Rippen des Drachen". In einer nahegelegenen Stadt entdeckten Bewohner einen Dinosaurierknochen.
Da dies aber schon vor vielen Jahrhunderten passiert ist und die Menschen zu dieser Zeit von einer uns bekannten Institution in ihrer geistigen Entwicklung doch etwas an kurzer Leine gehalten wurde, ging man sofort von einem Drachen aus ;).

8. Etappe: Citta di Castela - Pietralunga (31 Kilometer, 910 Höhenmeter)

Dank unserer famosen Unkenntnis bzgl. Kartenlesen kamen wir nicht aus Citta di Castela heraus. Wir hatten aber Glück. Just in dem Moment, als wir schon fast aufgeben wollten, kam uns eine Gruppe von italienischen Pilgern entgegen. Wir schlossen uns ihnen an und marschierten bis nach Sasso zusammen. Dort machten wir Pause und konnten danach wieder in gewohnter Zweisamkeit den weiteren Weg bestreiten.
Mittlerweile waren die schroffen und steilen Berghänge kleinen Hügelchen gewichen. Die Städte schmiegen sich an diese Erhebungen.

In Pietralunga wurde an diesem Tag ein Mittelalterfest veranstaltet. Gruppen von jungen Männern schoben
Karren von einem Punkt zum anderen. Wer am schnellsten die Distanz hinter sich brachte, hatte gewonnen.
Wir aßen an diesem Tag zu ersten Mal etwas Warmes. Ein Pizza für nur 4,50€.

Ein Linzer, der in Wien "Dirigent" studierte, gab uns dort die Ehre. Er war in Linz gestartet und hatte seit Woche nicht mehr auf Deutsch reden können. Aus diesem Grund spendierte er eine Karaffe mit dem leckeren Hauswein.

9. Etappe: Pietralunga - Gubbio (24 Kilometer, 280 Höhenmeter)

Heute starteten wir zum ersten Mal zu dritt los.
Wir folgten mal nicht unserem Reiseführer, sondern gingen auf eigenen Antrieb eine Abkürzung. Es ging entlang einer Asphaltstraße bis zu einem kleinen Weiler. Dort kamen wir aber nach kurzer Zeit wieder auf den ursprünglich markierten Weg.
Gubbio wird nicht umsonst als eine der schönsten Städte Italiens bezeichnet. In strahlendem Weiß sieht man die Stadt schon von Weitem. Alle Gebäude sind aus einem weißen Stein gefertigt. Es macht direkt den Eindruck als würde man in der aus dem "Herr der Ringe" bekannten Stadt Minas Tirith stehen.
Mittlerweile hatten wir den Linzer Thomas auch wieder verloren. Er war auch mit sehr wenig Geld gesegnet und aus diesem Grund war die heutige Herberge auch absolut über seinen Budget. Auch wenn es dort nur zehn Euro kostete.


Nun kann der geneigte Leser fast zu der Überzeugung kommen, dass der Pilgerweg nach Rom von Österreichern überlaufen ist, denn wir trafen in der Herberge wieder auf eine Linzerin.
Ein paar Freundinnen und sie waren in Florenz gestartet und wollten bis Assisi wandern.
Leider hatte sich eine Blase entzündet und so war ihr ganzer Fuß angeschwollen. Zwei Etappen vor dem Ziel musste sie somit aufgeben. Die Vorstellung so kurz vor dem Ziel aufhören zu müssen, ist schrecklich.
Ab diesem Moment war ich noch mehr dahinter jeden Tag alle großen wie kleinen Wehwehs mit Argusaugen zu beobachten.

10. Etappe: Gubbio - Valfabbrica (33 Kilometer, 510 Höhenmeter)

Kurz vor Valfabbrica trafen wir wieder auf Thomas. Zusammen liefen wir die letzten Kilometer bis nach Valfabbrica. Dort gab es aber keine Unterkunft, die wir mit unserem spärlichen Budget bezahlen konnten. So kam Thomas auf die glänzende Idee einmal beim ansässigen Priester nachzufragen. Dieser hatte wirklich noch Betten übrig. Das erste und letzte Mal auf unserer Reise, dass jeder ein Einzelzimmer bekam. Es beruhte auf Spende.

11. Etappe: Valfabbrica - Assisi ( 13 Kilometer, 490 Höhenmeter)

Um 07:45 standen wir vor der Basilika "San Francesco".
Die Übergabe des "Testimoniums" war eine furchtbare Angelegenheit. Der Mönch schaute kaum von seiner Zeitung auf, fischte mürrisch in einer Schublade und übergab uns die Urkunde. Er meinte, dass wir es selbst ausfüllen könnten. Er hätte keine Zeit und vor allem keine Lust. Grandios!
Wenn Pilger nur nach Assisi gehen und so das Testimonium übergeben bekommen, bekommt man den Vogel. Für uns war es nicht unbedingt schlimm. Assisi war nur ein Zwischenziel. Rom sollte das Hauptziel sein.

Am Nachmittag sendeten wir unser überschüssiges Zeug nach Hause zurück.
Hinsichtlich dem Gewicht konnten wir so mit Sicherheit zwei bis drei Kilo pro Rucksack einsparen.




12. Etappe: Assisi - Trevi (33 Kilometer, 770 Höhenmeter)

Heute wurden wir zum ersten Mal mit vielen, vielen Kilometern auf Teerstraßen konfrontiert. Die Hitze, die natürlich noch durch die Reflektion auf dem Asphalt verstärkt wurde, war mörderisch. Wir hatten wieder zu wenig Wasser dabei und so konnten wir erst kurz vor Trevi unsere Vorräte auffüllen.
Trevi selbst ist eine wunderschöne kleine Stadt. Sie liegt komplett auf einem Hügel und es gibt unzählige verwinkelte Gassen. Bis wir die heutige Schlafmöglichkeit in einem Kloster fanden, dauerte es gefühlte Stunden.

13. Etappe: Trevi - Monteluco (27 Kilometer, 650 Höhenmeter)

Zwei sehr schöne Ortschaften würden wir heute besuchen. Zum einen Spoleto. Diese Stadt ist bekannt für seine Brücke, die einem römischen Aquädukt nachempfunden wurde.
Kirchengeschichtlich kann man Spoleto mit Franziskus in Verbindung bringen. Aufgrund eines Traums entschloss der junge Franziskus sein Leben zu ändern.

Unsere Schlafstätte erreichten wir gegen 13:00 im Klosterbereich von Monteluco. Da das Kloster aber schon voll war, mussten wir eine Entscheidung treffen: Die erste Nacht ohne Luftmatratze. Auf alten Holztischen versuchten wir uns die Nacht so bequem wie möglich zu gestalten. Dies war schwer möglich, aber irgendwann fanden wir schon genügend Schlaf, um frisch ausgeruht den nächsten Tag bestreiten zu können.

14. Etappe: Monteluco - Arrone (29 Kilometer, 360 Höhenmeter)

Diese Nacht kann mit Sicherheit nicht zu den Gemütlichsten gezählt werden. Der Härtegrad der "Matratze" war zwar wirklich unübertrefflich, aber trotzdem machten ein paar Damen und Herren Mücken + anderes heulendes Getier es sich zur Aufgabe, unseren Schönheitsschlaf zu stören.
Nichtsdestotrotz: Ein paar Stunden bekamen wir dennoch zusammen. So wurde dieser Tag deutlich einfacher zu meistern als ursprünglich gedacht.
Das Panorama des heutigen Tages kann absolut zu den Besten der Reise gezählt werden.
Von Monteluco geht es erst einmal längere Zeit auf Gebirgspfaden entlang. Ja, fast darf man diese hohen Hügel dort wirklich Berge nennen. Hoch hinauf erstrecken sich die Wälder. Durchflochten von einer Vielzahl von schroffen Felskonstrukten. Die ersten zehn Kilometer sind kaum von Menschenhand berührt. Zwar sind an etlichen Stellen noch verlassene Gehöfte zu sehen, aber das war es auch schon.

Bis nach Arrone fühlt man sich wieder an den Anfang der Reise zurückversetzt: Enge Täler und hohe Massive. Arrone selbst in eine schöne alte Stadt. Wie auch Trevi schmiegen sich die engen Gässchen entlang eines Bergrückens.
Dort bietet der Pfarrer auf Spende eine kleine Kapelle zum Schlafen an. Zwar ohne Komfort, aber eine Decke über dem Kopf ist vorhanden.
Daher der Tipp: Nehmt eine Luftmatratze bzw. Isomatte mit, sonst müsst ihr mit dem Holzboden vorlieb nehmen.

15. Etappe: Arrone - Poggio Bustone (31 Kilometer, 730 Höhenmeter)

Was tut der Pilger, wenn ein Geldbeutel um 04:30 morgens gefunden wird? Ja, er sollte ihn wohl zur Polizei bringen. Zumal alle Personaldokumente am Boden verstreut waren.
Nachdem wir aber nirgends aber auch nur die Spur einer Polizeistation sahen, waren wir gezwungen die "heiße Ware" bei den Marmore Wasserfällen einem geschlossenen Geschäft zu überantworten.
Es war erst 06:00 und wir glaubten fest daran, dass dieser Touristenmagnet wohl bald seine Tore öffnen würde, um den Touris das Geld aus dem Rachen zu ziehen. So wäre auch der Geldbeutel bald in den Händen der Polizei... die Hoffnung bestand zumindest!

Tipp: Schaut euch die Wasserfälle so früh wie möglich an. Es kostet um die Morgenstunde keinen Eintritt und die Gefahr ist auch gering von nervigen Erwachsenen, schreienden Kindern oder im Akkord fotoschießenden Irren umgeben zu sein.

In Poggio Bustone findet man eines der vier Klöster im Rieti-Tal. Einst lebte dort der heilige Franziskus etliche Zeit.
Nach einigen Hin und Her fanden wir dort Einlass und konnten eine angenehme Nacht verbringen. Auf echten Matratzen. Nicht mehr der Boden und auch kein Holztisch!

16. Etappe: Poggio Bustone - San Giovanni Reatino (29 Kilometer, 260 Höhenmeter)

Mit Rieti erreichten wir den geographischen Mittelpunkt von Italien. Auf einem kleinen Platz findet man eine Erhebung. Dies stellt das Zentrum dar. Ansonsten waren wir noch von der Kathedrale sehr beeindruckt. Um 09:00 morgens fiel das Licht in besonders schönen Maße in die Kirche und sie erstrahlte in einem dämmrigen und auch leicht dezentem goldenen Licht.

Landschaftlich schön ist diese Etappe eher nicht. Es geht oft an Straßen entlang und San Giovanni Reatino ist nun auch keine große Wucht.
Wir schliefen auch nicht direkt dort, sondern mussten einen Kilometer außerhalb in einem Restaurant nach einer Unterkunft fragen.
Für je 30€ gab es dort aber wirklich das beste Zimmer der ganzen Reise. Unser größter Schatz war eine Klimaanlage. Da wir Essen dabei hatten, verbrachten wir den Nachmittag, den Abend und die Nacht komplett im Zimmer. Müßigang Par Excellence!

17. Etappe: San Giovanni Reatino - Kloster Farfa (32 Kilometer, 630 Höhenmeter)

Wir waren noch nicht mal richtig ausgeschlafen und schon mussten wir um 04:30 uns zwei Höllenhunden erwehren. Diese Geschöpfe Satans waren anfangs nur durch ihre vier leuchtenden Augen und den gewaltigen Umrissen zu erkennen. Natürlich bellten sie auch dementsprechend.
Jürgen, ein Meister im Umgang mit Wauwaus, zerteilte eine Wurst und warf sie ihnen vor ihre Pfoten. Einer wurde sofort zu unserem aller besten Freund und der andere, der um einiges größere Geselle, war von dem Aufprall der vermeintlichen Granate so erschreckt, dass er erst mal drei Meter zurücksprang.
So wurde der kleinere Hund auch noch mit dem zweiten Stück Wurst belohnt und der große Rabauke ging leer aus.

Die heutige Landschaft ist geprägt von vielen, vielen Olivenbäumen. Nicht von ungefähr ist diese Region der Hauptproduzent von Olivenöl in Italien.

Das Kloster Farfa ist ein altes Konvent. Einst war es eines der mächtigsten Klöster in Italien.
Die für die Unterkünfte zuständige Nonne wollte uns erst keinen Schlafplatz geben. Nach mehrmaliger Nachfrage konnten wir den Preis von 75 €, auf 50 € und schlussendlich auf 0 € herunterhandeln. Wir hinterließen aber eine Spende, die hoffentlich die Umkosten einigermaßen deckte.
Mittlerweile wussten wir, dass das Wort "Terra" Wunder bewirken. So machen wir den Leuten bewusst, dass wir mit allem zufrieden sind. Wir haben kein Geld und nehmen so auch den Boden in Kauf.

18. Etappe: Kloster Farfa - Monterotondo (37 Kilometer, 620 Höhenmeter)

Mit zu den schönsten Streckenverläufen gehörte die heutige Etappe. Man versteht die Künstler, die im Laufe der letzten Jahrhunderte viele schöne Eindrücke daraus ziehen konnten.
Die Gegend ist flach. Überall gibt es aber Hügel, die weithin sichtbar sind. Darauf sind Dörfer oder gar Städte errichtet. Dazwischen stehen Oliven-, Birnen-, Äpfel-, Feigen- und Traubenplantagen. Einfach wunderschön!

Wir schliefen diesmal in einem Kloster der Kapuzinermönche. Ein kleines Zimmer wurde uns hergerichtet und wir verbrachten dort die letzte Nacht vor dem Ziel: Rom!
Am Abend übergab uns ein Mönch ein unglaublich leckeres Essen. Das erste Stück Braten der ganzen Reise. Das Rindfleisch war in Olivenöl und Thymian gebraten. Dazu gab es einen furchtbar leckeren Salat, dem ein Stück Schinken beigelegt war.

19. Etappe: Monterotondo - Rom (28 Kilometer, 170 Höhenmeter)

Eigentlich sollte dies heute ein gemütlicher Tag werden. Um 03:00 standen wir auf. Um 09:00 wollten wir den Petersdom weitestgehend für uns alleine haben. Dies fanden wir angebracht. Nach über 500 Kilometern wollten wir einfach unser Ziel möglichst ohne Massen von Menschen erleben.

Leider war das in keinster Weise möglich. Wir verliefen uns komplett. So standen wir um 07:00 auf einer Schnellstraße. Die Autos blinkten uns an und es gab keine andere Möglichkeit mehr. Wir mussten umkehren. Nachdem wir uns mit Händen und Füßen einigermaßen verständlich gemacht hatten, gaben uns Einheimische den Tipp, querfeldein zu gehen.
Statt um 09:00 am Petersdom zu stehen, waren wir um diese Uhrzeit an der Stelle angekommen, die unser Reiseführer mit elf Kilometer angab.
Jetzt war auch schon alles egal.
Eine Pilgerin, die wir am Weg trafen, gab uns etliche Süßigkeiten. Angefangen vom Kuchen bis zu einem Stück Eiweißriegel. Wir machten mehrmals Pause und kamen so erst um 15:00 am Petersdom an.
Ich hatte am vorherigen Tag noch zwei Dosen Bier und eine Art Kuchen organisiert. Diese ließen wir uns am Petersdom schmecken. Das hatten wir uns verdient. Nach dieser Odyssee am letzten Tag!

Eine Jakobsgemeinschaft bietet für zwei Tage kostenlose Unterkünfte in Rom an. Es gab ein wunderbares Abendessen und ein leckeres Frühstück. Trotzdem war es etwas unangenehm. So musste man allen "Befehlen" des Herbergsvaters umgehend Folge leisten.
Dazu gehörte die Waschung der Füße, die mit einem Kuss auf dem Fuß belohnt wurde. Zusätzlich war die Schlafenszeit seiner Willkür ausgesetzt. Wenn nicht sofort das Licht ausgemacht wurde, tat er dies und es gab keine andere Möglichkeit als sich ins Bett zu verziehen.
Irgendwie alles sehr nett, aber irgendwie auch alles sehr, wie soll ich sagen, ... kontrolliert.

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= 544 Kilometer,  12.410 Höhenmeter


20. Etappe: Die sieben römischen Pilgerkirchen

Um nun den vollkommenen Ablass zu erlangen, besagt die alte Tradition, dass die sieben römischen Pilgerkirchen an einem Tag abgegangen werden müssen.
Wir wollten an diesem letzten Tag als Pilger so früh wie möglich am Petersdom sein, um uns auch die Pilgerurkunden zu holen. Danach sollte es sofort zur ersten Pilgerkirche gehen.

Natürlich klappte dies keineswegs. Die Türe zur Straße war verschlossen. Entmutigt drehten wir uns um und waren versucht uns wieder ins Bett zu legen. Leider war nun auch die Zwischentüre schon zugefallen. Diese konnte nun auch nicht mehr geöffnet werden. Wir waren somit eingeschlossen. Erst nach 1 1/2 Stunden entdeckte uns eine Nonne und wir wurden in die Freiheit entlassen.

Die Übergabe der Pilgerurkunde ( genannt: "Testimonium") im Petersdom ist eine schöne Angelegenheit. Ein Wächter führt den Pilger zu einem Büro. Von dort bekommt man die Pilgerurkunde in einem Kuvert überreicht. Sie achten darauf, dass der Name des Pilgers richtig geschrieben ist und man kann den Wunsch zur Verbesserung äußern, wenn etwas falsch geschrieben wurde.

Die Pilgerkirchen waren für uns nochmal ein hartes Los. Da ich gerade am letzten Tag den Pilgerführer verlor, mussten wir uns anhand eines Stadtplans durch Rom bewegen. Natürlich waren dort auch nicht alle Pilgerkirchen genannt. Irgendwie boxten wir uns aber schon durch.

Unter anderem sahen wir "San Giovanni in Laterano", die "Mutter und Haupt aller Kirchen der Stadt und des Erdkreises" wie es am Eingang geschrieben steht.
Zur Kirche "San Sebastiano fuori le Mura" ging es für uns lange Zeit entlang der "Via Appia Antica", was bedeutete: Eine enge, stark befahrene Straße.
Bei der Kirche "San Sebastiano fuori le Mura" wurde uns gesagt, dass wir keine Möglichkeit mehr hätten ohne Bus nach "San Paolo fuori le Mura" zu kommen. Unserer letzten Pilgerkirche, der Kirche mit dem Apostelgrab. Zumal sei es lebensgefährlich, ohne Wasser diese Strecke zu gehen.
Ein Guide hatte uns aber zuvor aufgeklärt, dass es doch eine Straße gäbe: Die "Vicolo delle Sette Chiese". Ursprünglich die direkte Verbindung zwischen den beiden Kirchen.
Irgendjemand konnten uns dann aber doch weiterhelfen. Statt den ursprünglichen 20 Kilometern waren es dann nur noch 3,6 Kilometer. Dies war in einer Stunde leicht zu gehen.
So erreichten wir kurz vor der Schließung der Kirchentore unser eigentliches Pilgerziel: "San Paolo fuori le Mura"! Ja, der vollkommene Ablass war unser! :)

Mit einem Bier und einer Zigarre war es aber wenige Minuten später schon wieder vorbei mit der Sündlosigkeit! :/






Montag, 2. September 2013

Artikel zu unserer Pilgerreise nach Rom in der "Vilsbiburger Zeitung"!

Heute gab es einen kleinen Zeitungsartikel in der Regionalzeitung "Vilsbiburger Zeitung" zu unserer Wanderung nach Rom:


Ich bedanke mich bei Sebastian Bornschlegl, der mich letzte Woche angerufen hat, um das Interview zu führen!

PS: Wie er schon im letzten Absatz des Artikels angekündigt hat, wird es in nächster Zeit noch ein paar Blogeinträge von mir zum Thema Pilgern geben :).