Freitag, 30. August 2013

Eine Pilgerreise nach Rom - Gedanken zum Trip

Nach 24 Tagen sind wir am 27.08.2013 wieder in der Heimat angekommen.
Die Freude auf zu Hause war schon groß. Endlich wieder der Bequemlichkeit frönen. So braucht man sich nicht mehr täglich zu einer unchristlichen Uhrzeit aus dem Schlafsack quälen. Die Ungewissheit, ob nun eine Parkbank, der nackte Boden oder eine durchhängende Matratze das Nachtlager wird, existiert nicht mehr.

Gleichzeitig sahen wir aber auch den altbewährten Abläufe mit gemischten Gefühlen entgegen. Als frischer Ex-Pilger nimmt man sich zwar vor, nicht mehr in den alten Trott zu verfallen. Passieren tut's dann aber doch. Die Zeit vergeht wieder schneller und alles wird nicht mehr in der Intensität wahrgenommen, die gerade bei einer längeren Pilgerreise so nach und nach doch kommt.

Hier ein paar Überlegungen, die mir spontan zur Reise nach Rom in den Sinn gekommen sind:

Die Freude am Wandern

Schlafplatz mit "Naturdusche" links daneben
Bei einer Pilgerschaft oder dem "Wandern über einem längeren Zeitraum" wird alles Tun viel komprimierter und auch erfüllter empfunden. Zeitpläne werden obsolet. Theoretisch kann man überall sein Lager aufschlagen. Zwar ist das nicht gerne vom Staat gesehen, aber genau darin liegt eine zentrale Rolle beim "Landstreicherdasein auf Zeit". Das nötige Equipment vorausgesetzt, ist nur noch eine einigermaßen ebene Fläche und ein gutes Wetter vonnöten und schon kann der Pilger seine müden Füße zur Ruhe beten.
Um jetzt nicht in Lagerfeuerromantik zu verfallen, bin ich genötigt zu erwähnen, das dies natürlich auf Ungunsten der herkömmlichen Hygiene geht.
So kann niemand erwarten, überall eine Dusche oder auch eine Toilette vorzufinden. Die Natur hat uns Menschen aber Möglichkeiten gegeben, um dies auch über einen längeren Zeitraum einigermaßen gut durchzustehen.

Wie man mit wenig Geld weit kommt...

Unterkunft nach Santiago
Es können auf der Reise nach Rom die Kosten relativ niedrig gehalten werden. Der Pilger muss nur den Mut aufbringen, um in Klöster oder bei einem Priester um einen Schlafstatt zu bitten.
Wir haben auf der Reise so einige Kniffe kennengelernt, um auch wirklich eine Unterkunft zu bekommen. So muss man ein bisschen leidgeplagt wirken und immer auch jede Schlafmöglichkeit nehmen, die zur Verfügung steht. Wenn der Priester eine Kapelle hat und dort auf dem nackten Boden geschlafen werden muss, dann nimmt der hartgesottene Pilger dies in Kauf. Immer noch besser als draußen irgendwo in der Pampa zu schlafen. Den kompletten Komfortverzicht gibt's bei der Romreise aber nur von Assisi nach Rom.


In Rom gab's eine Waschung mit Fußkuss
Richtige Pilgerherbergen findet man aber auf dem Weg von Dovadola nach Assisi. Dort variieren die Kosten pro Unterkunft von sieben Euro bis zehn Euro. Wer nun Probleme hat mit fünf bis zehn Leuten in einem Raum zu schlafen, der sollte dann aber ein höheres Budget einplanen. Auf der Reise sind fast alle billigen Unterkünfte wirklich nur als Mehrbettzimmer zu haben. Dies hat aber auch seinen eigenen urigen Charme.



"Templer" vor Ponferrada
So kommt man viel leichter mit dem Leuten ins Gespräch und dies ist ja gerade eines der zentralen Dinge bei einer Pilgerreise:
Der Kontakt zu anderen Tippelbrüdern. Hier ist der Pilger in seinem Element. Es wird über vieles gefachsimpelt.
Sei es die Beweggründe der Pilgerreise oder einfach nur eine Diskussion der letzten Tagesetappe.

Auch bei der Verpflegung kann man Einsparungen machen. So ist es möglich für fünf Euro ohne Probleme über die Runden zu kommen. In Italien gibt es oft die Möglichkeit am Wegesrand die Wasserflasche aufzufüllen und ein Kilo Weißbrot ist für ca. zwei Euro zu haben.
Wenn man nun Hunger auf Fleischerzeugnisse hat, dann geht auch mal eine der leckeren "Wurstel". Für schon 30 Cent gibt es diese Komposition aus feinstem Fleisch im Supermarkt.
Ich habe mir auf der Reise für etliche Tage vorgenommen: Ich will so billig wie möglich über die Runden kommen. "Wurstel" und Weißbrot machten das möglich ;).

So gut kann man es sich auf einer Pilgerreise nach Santiago de Compostela gehen lassen:


Santiago de Compostela vs Rom

Wenn man nun die Pilgerreise nach Santiago de Compostela mit einer Pilgerreise nach Rom vergleicht, so fallen definitiv mehrere Unterschiede auf.

Nach Rom ist es ursprünglicher. So sind hier weniger Pilger unterwegs. Wir waren oft lange Zeit alleine in der schönen Natur. Dies hat natürlich auch seine Reize.
Wenn jemand Santiago von Sarria aus begeht, gleicht dies eher einen sehr kommerziellen Massenbewegung. Buspilger, Fahrradpilger und auch viele, viele Pilger zu Fuss sind hier vertreten. Der Grund: Die Compostela.

Meiner Meinung nach reizt die Reise nach Santiago gerade vor dem Etappenziel "Sarria". Wenn man in Frankreich startet und anfangs die Pyrenäen überquert, gibt's keine Völkerwanderung.

Der Jakobsweg war mein erster Pilgerweg.
Somit muss ich ihn immer verteidigen. Es war eine unglaublich interessante und lehrreiche Reise. Zumal ich sie auch alleine startete. Natürlich ist eine Wanderung nach Santiago ungleich einfacher, weil man auf viele Leute trifft und sich dort unweigerlich Gruppen bilden. Der Einsamkeit kann man so schnell ein Schnippchen schlagen.
Nach Rom sieht man weniger Pilger und alleine könnte es zeitweise etwas schwierig sein.

Der liebe Schmerz und die Freude an einer einfachen Mahlzeit

Ich will vielleicht an dieser Stelle noch die Strapazen erwähnen. Sie sind durchgehend gegeben.
Mein Begleiter hatte viele, viele Blasen und auch bei mir gab's den ein oder anderen wunden Punkt.
Jetzt fragt man sich natürlich, warum man sowas überhaupt macht. Wäre es nicht schöner, einfach am Strand zu liegen und den Sonnenschirm über sich tot zu starren? Meiner Meinung nach eher nicht.

Der Schmerz ist anfangs ein ungeliebter Kollege, aber nach einiger Zeit lernt man ihn und seine Wirkungskraft schätzen. Die Entbehrung und das körperlich Leid lassen dem Weitwanderer alles intensiver erleben. Das Essen schmeckt ungemein gut. Auch wenn es nur ein Apfel ist.
Die Qualen des kleinen Zehs
Man hat sich ja quasi die Mahlzeit "hart erkämpft"! Der Körper fordert das Essen nun auch. Dafür ist der Pilger ja auch den ganzen Tag durch die brütende Hitze gelaufen.
Zu Hause esse ich oft, weil es halt zeitlich gerade passt. Ob  ein Hungergefühl da ist oder nicht. Das ist manchmal wirklich unerheblich. Hier muss ich nun wieder die Routineabläufe erwähnen. Wie eine Maschine macht man Tag für Tag dasselbe.

Bei einer Wanderung bzw. auch bei anderen körperlichen Anstrengungen ist jeder um ein Stück Essen froh.
Den ganzen Tag wird der Proviant mitgeschleppt und am Schluss stürzt der hungrige Geselle sich darauf.
Essen und vor allem auch Trinken sind bei 35 Grad einfach wichtig. Du hast die ganze Zeit Durst und der sollte auch schnellstmöglich getilgt werden. Sonst spürt man nach kürzester Zeit schon Leistungseinbußen. Die Gedanken drehen sich dann auch durchgehend um das kühle Nass.
Kein sehr schönes Gefühl ;).

Wir hatten einmal das Vergnügen nicht genügend Wasser mitzuführen. Dies endete damit, dass wir an einem Haus klopfen mussten. Die liebenswürdige Dame gab uns aber gleich darauf Unmengen an Wasser. Somit waren wir gerettet :).


Ich will an dieser Stelle kurz mit einem Ausblick diesen Blogeintrag beschließen.
In den nächsten Tagen werde ich noch einen Post zur "perfekten Ausrüstung für Pilger mit wenig Geld in sommerlichen Gefilden" erstellen, die sieben Pilgerkirchen im Detail beschreiben und auch eine kurze Wegbeschreibung hier online nehmen.

Endlich haben wir den Petersdom erreicht. Unserem Ziel!





Donnerstag, 29. August 2013

Wir haben endlich eine eigene URL!

Freudig darf ich verkünden, dass wir seit dem heutigen Tag über eine URL verfügen.
Nicht mehr diese alte, grob wirkende "... .blogspot.com"-URL, sondern eine schöne .de-Domain.

Die URL lautet:

www.funnykitchencrew.de

Unglaublich einfallsreich oder nicht? ;)

Freitag, 23. August 2013

Eine Pilgerreise nach Rom - Das Ziel ist erreicht!

Gestern um 15:00 haben wir nach 19 Tagen endlich den Petersdom erreicht.
Der letzte Tag wurde noch einmal so richtig hart. Statt den eigentlichen Markierungen zu folgen, schlugen wir einen anderen Weg ein.
Um 03:00 frueh sind diese Schilder leider nur schwerlich zu sehen und so kam es zu einem kleinen Umweg. Diese kleine zusaetzliche Strecke betrug ca. 12 Kilometer ;).
Als wir am Ende auf einer Schnellstrasse standen und die Italiener mit hoher Geschwindigkeit an uns vorbei rauschten, entschieden wir uns fuer den taktischen Rueckzug.
Statt um 09:00 morgens kamen wir ganze sechs Stunden spaeter am Petersdom an.
Eine schmerzvolle letzte Erfahrung, aber das waren wir mittlerweile gewohnt.

Heute starten wir in die letzte Runde.
Traditionell gehen Rompilger alle sieben Pilgerkirchen ab.
Am Grab des Apostels Paulus gibt es dann den "Vollkommenen Ablass". Quasi auf dem Tablett serviert.
Ein paar Minuten spaeter war es aber schon wieder vorbei mit der Suendlosigkeit (siehe Bier und Zigarre).
Das musste aber nun sein ;).

Mittwoch, 14. August 2013

Eine Pilgerreise nach Rom - Assisi ist erreicht!

Ich dachte ja eigentlich, dass ich ueberall Internet habe. Leider ist das nicht der Fall und ich muss mich heute mit einem Eintrag per Handy zufriedengeben.

Dante schrieb einst: "Es wurde der Welt eine Sonne geboren".
Damit meint er die Geburt des Franz von Assisi.
Uns erging es aehnlich am heutigen Morgen.
Wie immer standen wir um 03:45 auf und legten die letzten Kilometer nach Assisi zurueck.
Die Sonne eroeffnete uns fruemorgens einen grandiosen Blick auf die Stadt.
Zwar sahen wir in dem Fall nur die Pilgermetropole und nicht die Geburt des Heiligen, aber trotzdem war dies ein erhabener Moment. Fuer uns jedenfalls :).

Auf jeden Fall ist die Tour bis jetzt ein tolles Erlebnis. Man trifft zwar nicht so viele Leute wie auf dem Jakobsweg. Die Personen, denen man begegnet sind aber ungemein freundlich. Dies jedenfalls macht das gelegentliche Alleinsein ertraeglich.

Zur Zeit begleitet uns noch ein Linzer, den wir vor 2 Tagen aufgeschnappt haben. Er war alleine gestartet und heilfroh wieder die deutsche Sprache um sich zu haben.

Das Wetter ist heiss. Dies macht die Pilgerreise manchmal etwas beschwerlich. Trotzdem ist dies im Zusammenspiel mit den anderen Strapazen gerade das Schoene daran. Man schaetzt die kleinen Dinge umso mehr.

Freitag, 2. August 2013

Eine Pilgerreise nach Rom - DIE Ausrüstungsliste!

Heute geht's in die entscheidene Phase: Der Rucksack will bepackt werden.
Dazu habe ich mir vor etlichen Wochen schon einmal eine kleine Liste zusammengestellt. Diese hier dürfte aber mittlerweile schon etwas ausgefeilter sein.
Gerade als unerfahrener Wandersmann hat man immer das Problem, dass der Rucksack bis zum Bersten gefüllt wird und schlussendlich während der Wanderung eine Grenzerfahrung im Schulter-/Rückenbereich auftritt.
Vage kann ich mich noch erinnern, dass einst irgendwo in den Alpen mir die Schulter dermaßen weh tat, dass ich dachte, mir bricht gleich irgendwas dort heraus.
Eigentlich war es einfach zu viel Gewicht und das TFX-7 Tragesystem hatte ich komplett falsch eingestellt.
Heute neige ich immer noch dazu viel zu viel mitzunehmen. Es wird aber besser.
Je älter man wird, umso weniger will man seine altersschwachen Knochen mit unnützen Gewicht zusätzlich belasten. Es reicht ja schon das überschüssige Gewicht aus, dass einem an den Rippen hängt ;).

Hier die Liste:
(Vielleicht ist ja der ein oder andere Tipp dabei, den man für seine Reise benötigen könnte)


Was es mit dem Schlüssel auf sich hat, erfährt ihr in einem weiteren Blogeintrag!

Bon Camino (oder wie es auch immer auf dem Weg nach Rom heisst ;) )