Dienstag, 24. September 2013

Laufen in Istanbul: Geeignet für lebensmüde Hindernisläufer

Mittlerweile bin ich vom Bosporus in meine Wohnung in der Nähe vom Taksim-Platz umgezogen.
Anfangs stand natürlich nun die Frage im Raum, wie ich überhaupt meine Kilometer zusammen bekommen kann.
Istanbul platzt ja bekanntlich aus allen Nähten und es kommt mir so vor als würde sich die ganze Stadtbevölkerung in den Straßen der Metropole aufhalten.

Das Fotos ist aber von der asiatischen Seite ;)


Von meiner Wohnung erreicht man in etwa zehn Minuten das Zentrum von Istanbul. Die Gehsteige sind aber meistens so mit Menschen überfüllt, dass man auf die Straßen ausweichen muss.
Eine sehr aufregende Sache, denn den Istanbulern ist es herzlich egal, ob und welche Verkehrsregeln gelten. Sie kurven kreuz und quer in Dreierreihen umher, die eigentlich nur für zwei Fahrzeuge ausgelegt sind.
Als Läufer muss man nun doch etwas aufpassen, um nicht gleich unter die Räder zu geraten. Ein drittes Auge am Rücken wäre somit von Vorteil. Leider ist das einem hohen Prozentsatz der Menschen nicht beschieden und so muss alle Daumen lang ein Blick nach Hinten geworfen werden.
Jetzt kann es natürlich vorkommen, dass gerade in so einem Moment, ein suizidaffines menschliches Hindernis sich dem Läufer in den Weg stellt.
In meiner kurzen Istanbuler-Laufkarriere kam ich somit schon viele Male in intensiven Hautkontakt mit der Stadtbevölkerung von Istanbul... eine eher schmerzhafte Erfahrung.

Als Läufer ist man hier auch ein Unikat. Bisher habe ich noch kaum Läufer gesehen.
Natürlich findet man sie in der Hafengegend. Dort tummeln sie sich gegen Abend oder zur frühen Morgenstunde. Am Morgen ist die Luft auch noch nicht so verpestet.
Abends kann man sich dann nach einem Lauf gleich an ein Beatmungsgerät hängen. Die Autos stoßen ihre Schadstoffe in Massen aus. Man kommt sich vor als würde man in einer altmodischen Lokomotive direkt an der Befeuerungstelle stehen. Ein unglaublich erfreuliches Erlebnis für die Lunge.

Trotzdem macht es irgendwie Spaß in der Innenstadt von Istanbul seine Runden zu drehen. Gegen Morgen ist die Fussgängerzone zwischen Taksim und dem Galataturm noch nicht mit Menschen überfüllt. Man muss bedenken, dass dies wirklich nur sehr selten am Tag der Fall ist. Alleine am Wochenende laufen dort bis zu vier Millionen Menschen durch die Straßen. Keine Chance ohne Unterbrechung dort durchzukommen.
Natürlich darf man sich davon verabschieden ohne Pause zu laufen. Irgendwann wird man gezwungen langsamer zu laufen oder gar stehen zu bleiben. Dies gilt alleine schon dem Selbsterhalt, denn der Kampf Mensch gegen Auto wird wohl nicht Ersterer gewinnen.
Es geht auch überall steil bergauf und gleichzeitig natürlich auch wieder hinab. So ist immer genügend unterschiedliche Belastung für den Körper gegeben -> Pluspunkt.
Dafür gibt's aber auch gleich den Abzug für durchgehenden Asphalt.
Ich habe zwar schon mal davon gehört, dass irgendwo auch Parks sind. Außer dem berühmten Gezi-Park ist mir aber noch nichts aufgefallen.
Diese grüne Oase inmitten dem Zentrum von Istanbul ist wirklich unglaublich klein.
Nach der ganzen Aufregung in den letzten Monaten habe ich mir dies auch etwas größer vorgestellt.

So, zurück zum Laufen: Die Leute schauen als wäre man ein Außerirdischer und man muss immer sehr genau auf den Verkehr achten. Die Alternative könnte sehr schmerzhaft werden.
Mir gefällt's, aber wie lange ist die Frage.
Ich werde mal nach Alternativrouten Ausschau halten und sofort davon natürlich wieder hier berichten.
Zuvor gibt's aber noch einen kleinen Einblick in das (billige) Fitnessstudio, dass ich hier in Istanbul aufgetrieben habe.



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